Offene Immobilienfonds (OIF) gelten in Deutschland als vergleichsweise sichere Anlageform und werden in der Regel einer der beiden niedrigsten von insgesamt sieben Risikoklassen zugeordnet. Sie sind daher auch für sicherheitsorientierte Anleger attraktiv, die in ihrer Geldanlage auf Stabilität setzen. Die Idee dahinter ist, dass OIF eine beständige und langfristig verlässliche Wertentwicklung bieten, indem sie in ein breites Portfolio von Immobilien investieren, das das Risiko für die Anleger streuen soll.
Diese Risikoklassifizierung weckt bei vielen Anlegern Vertrauen. Im Gegenzug für die Stabilität nehmen sicherheitsorientierte Investoren jedoch meist eine geringere Rendite in Kauf, was sich auch in den Performancezahlen der jüngeren Vergangenheit widerspiegelt. Tatsächlich konnten die Renditen vieler OIF die Inflation oft nur bedingt ausgleichen, sodass sie für Anleger weniger gewinnbringend als ursprünglich erhofft waren. Trotzdem genießen offene Immobilienfonds weiterhin den Ruf einer risikoarmen Anlageoption.
Sicherheitsversprechen unter Druck: Abwertung von UniImmo: Wohnen ZBI
Doch das Sicherheitsversprechen der OIF wird nicht immer vollständig eingelöst, wie ein aktueller Vorfall zeigt: Der Fonds „UniImmo: Wohnen ZBI“ musste kürzlich eine erhebliche Abwertung hinnehmen. Innerhalb eines Tages wurde der Fonds um circa 800 Millionen Euro abgewertet. Diese massive Korrektur innerhalb eines so kurzen Zeitraums hat viele Anleger überrascht und verdeutlicht, dass selbst als sicher geltende Anlageformen Risiken bergen können.
Die Abwertung des Fonds lässt vermuten, dass die Bewertungen einiger Immobilien in seinem Portfolio möglicherweise überhöht waren oder sich die Marktbedingungen verändert haben. Faktoren wie steigende Zinsen, verschärfte Kreditbedingungen und eine veränderte Nachfrage am Immobilienmarkt können die Wertentwicklung eines offenen Immobilienfonds beeinflussen. Das Beispiel des UniImmo-Fonds zeigt, dass OIF trotz ihrer Klassifizierung als risikoarm nicht vor Wertverlusten gefeit sind.
Genauer Blick ins Fondsportfolio: Wichtiger Rat für Anleger
Angesichts solcher Entwicklungen rät Prof. Dr. Steffen Sebastian von der IRE|BS International Real Estate Business School in einem Interview mit dem Fachmagazin procontra zu besonderer Vorsicht bei der Investition in offene Immobilienfonds. „Anleger sollten vor einer Zeichnung genau ins jeweilige Fondsportfolio schauen“, betont Sebastian. Es sei wichtig, das Portfolio eines Fonds und die Zusammensetzung der darin enthaltenen Immobilien genau zu verstehen, bevor man investiert.
Viele OIF werben damit, dass sie über eine breite Streuung verfügen und in verschiedene Immobilienkategorien wie Wohn-, Büro- und Gewerbeimmobilien investieren. Doch selbst eine hohe Diversifikation innerhalb eines Fonds kann Risiken nicht vollständig eliminieren, da alle Immobilien innerhalb desselben Fonds gewissen externen Faktoren wie Marktbedingungen, Zinsen oder politischer Regulierung ausgesetzt sind. Prof. Sebastian unterstreicht daher, dass Anleger sich nicht ausschließlich auf die Diversifikation innerhalb eines OIF verlassen sollten.
Risikomanagement durch eigene Diversifikation
Prof. Sebastian weist darauf hin, dass das Prinzip der Risikostreuung auch in der untersten Risikoklasse, zu der OIF häufig zählen, gilt. „Generell gilt auch für die Risikoklasse 1: Anleger sollten sich nicht auf ein einzelnes Asset beschränken, sondern ihre Geldanlage diversifizieren,“ erklärt er. Sein Rat an Anleger ist daher, nur einen Teil ihres Vermögens in offene Immobilienfonds zu investieren und diesen Anteil über mehrere Fonds zu streuen. Auf diese Weise kann ein einzelner, schlecht performender Fonds das gesamte Portfolio des Anlegers weniger stark beeinträchtigen.
Diese Empfehlung basiert auf dem Grundsatz, dass durch Diversifikation das Risiko eines Portfolios reduziert werden kann. Anleger, die nur in einen einzigen offenen Immobilienfonds investieren, laufen Gefahr, bei einer Abwertung oder schlechten Performance des Fonds Verluste zu erleiden. Indem man mehrere Fonds auswählt, können Verluste in einem Fonds durch stabilere Entwicklungen in anderen ausgeglichen werden.
Fazit: Offene Immobilienfonds – Chancen und Risiken abwägen
Offene Immobilienfonds bieten für sicherheitsorientierte Anleger eine Möglichkeit, am Immobilienmarkt zu partizipieren und von langfristig stabilen Renditen zu profitieren. Doch die kürzliche Abwertung des Fonds „UniImmo: Wohnen ZBI“ zeigt, dass selbst diese als risikoarm geltenden Anlagen von Wertverlusten betroffen sein können. Anleger sollten daher eine Investition in OIF mit Bedacht angehen und das Portfolio des jeweiligen Fonds genau prüfen.
Der Rat von Experten wie Prof. Dr. Steffen Sebastian lautet, nicht ausschließlich auf die Diversifikation innerhalb eines OIF zu vertrauen. Stattdessen sollte eine eigene Risikostreuung vorgenommen werden, indem nur ein Teil des Vermögens in OIF investiert und dieser Betrag über mehrere Fonds verteilt wird. Mit einer solchen Strategie können Anleger das Risiko minimieren und gleichzeitig von den Chancen, die der Immobilienmarkt bietet, profitieren.
Zusammengefasst sollten sich Anleger stets bewusst machen, dass auch Anlagen in der niedrigsten Risikoklasse nicht vollständig sicher sind. Wer auf eine gut durchdachte Diversifikation setzt und sich im Vorfeld intensiv mit den jeweiligen Fondsportfolios auseinandersetzt, kann jedoch die Chancen von OIF besser nutzen und potenzielle Risiken gezielt abfedern.